Seit September können Schüler der drei Neukircher Musikvereine (Neukirch, Goppertsweiler, Wildpoltsweiler) ihre musikalische Ausbildung auch in der Städtischen Musikschule Tettnang erhalten. Möglich wird das durch eine Kooperation der beiden Kommunen.
„Die Städtische Musikschule Tettnang sichert damit langfristig den Nachwuchs für die drei Neukircher Musikvereine mit ab“, bringt der Leiter der Städtischen MusikschuleTettnang, Wolfram Lutz, die Absicht der Kooperation auf den Punkt. Die Zusammenarbeit in Form von Kooperationen sei in einer Zeit steigender Anforderungen an Gemeinden und wenig finanzieller Abgeltung seitens Bund oder Land zukunftsweisend. „Mit Neukirch hat die Zusammenarbeit eine erfolgreiche Tradition. Bereits seit 1975 besteht zwischen unseren beiden Kommunen eine Verwaltungsgemeinschaft“, erläutert der Erste Beigeordnete der Stadt Tettnang, Gerd Schwarz.
Gleiche Behandlung wie Tettnanger Schüler
Konkret geht es bei der Kooperation um Jungmusikanten aus dem Bläser- und Schlagzeugbereich, die nun von den durchwegs professionellen Lehrkräften der Städtischen Musikschule Tettnang ausgebildet werden können. Bei der Anmeldung werden sie gleich behandelt wie jeder Tettnanger Musikschüler auch:
Rahmenbedingungen der Kooperation
- schnellstmögliche Zuteilung zu einer Lehrperson
- keine zusätzlichen Gebühren wie das sonst bei auswärtigen Schülern
- Die Kosten aus der Vereinbarung mit der Musikschule Tettnang übernehmen je zur Hälfte die Gemeinde Neukirch und der jeweilige Musikverein.
Derzeit werden 20 Neukircher unterrichtet
Mit Beginn der Kooperation im September haben 15 jugendliche Schüler der Musikvereine Neukirch, Wildpoldsweiler und Goppertsweiler ihren Unterricht in die Musikschule in Tettnang verlegt. Seither sind bereits fünf weitere dazugekommen. Für den Neukircher Bürgermeister Reinhold Schnell ist das eine erfreuliche Entwicklung. Bereits seit 1990 unterstützt seine Gemeinde die Musikkapellen Neukirch und Wildpoltsweiler sowie die Dorfkapelle Goppertsweiler bei der Jungmusikantenausbildung.
„Die vereinseigene Ausbildung der jungen Musikanten wird immer schwieriger. Freischaffende „private“ Musiklehrer sind auf dem Markt immer seltener zu finden. Gleichzeitig steigen die Schülerzahlen der drei Neukircher Musikvereine. Das ist erfreulich, hätte das Problem der Ausbildung ohne die Kooperation aber in Zukunft noch verschärft."
Neukircher Bürgermeister Reinhold Schnell benennt die schwierige Ausgangslage, die seine Gemeinde bewogen hat, neue kreative Lösungen für dieses Problem zu finden.
Welche Bedeutung haben Musikvereine für die Gesellschaft?
Dass sich so viele Jugendliche für Musikvereine als Hobby entscheiden, stimmt sowohl den Neukircher Bürgermeister als auch den Tettnanger Ersten Beigeordneten positiv. Beide streichen die gesamtgesellschaftliche Bedeutung dieser Vereine hervor. Gerd Schwarz betont den Einfluss der Vereine auf die individuelle Entwicklung: „Das Zusammenspiel in einem Musikverein lehrt junge Menschen Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein, fördert ihre sozialen Kompetenzen ebenso wie ihr Selbstvertrauen. Fähigkeiten, die in allen Lebensbereichen von Nutzen sind.“
„Auf eine Art sind Musikvereine auch Sozialarbeiter. Sie nehmen die Jugendlichen an die Hand und sind so ein Rückgrat des Gemeindelebens“, ist Schnell überzeugt. Vor diesem Hintergrund sei es lobenswert, dass sich die Vereine für die Zukunft fit machen, um weiter attraktiv für junge Menschen zu bleiben.
Auch vereinseigene Ausbildung bleibt möglich
Die vereinseigene Ausbildung bleibt trotz der Kooperation mit der Städtischen Musikschule Tettnang erhalten. So können die Vereine selbst entscheiden, wer was unterrichtet und inwieweit freiberufliche Musiklehrer in die Ausbildung des Nachwuchses involviert werden. Erfolgt die Ausbildung durch Lehrpersonen, die von den Musikvereinen selbst beauftragt werden, schießt die Gemeinde Neukirch pro Jungmusikant und Monat 20 Euro zu den Kosten des Unterrichts zu.